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50 Jahre Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden e.V.

Ev. Dekanat MainzVorstand und Leitung der Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden e.V. und hochrangige Gratulanten aus Kirche und Politik feiern gemeinsam das 50jährige Vereinsjubiläum50 Jahre Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden: Vorstand, Leitung und Gratulanten aus Kirche und Politik.

„Brücken bauen“ war das Motto des Tages. 1973, vor fünfzig Jahren, wurde die Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden e.V. als Verein gegründet und entwickelte sich zur Erfolgsgeschichte: für ehrenamtliches Engagement, ökumenische Zusammenarbeit und Kooperation über den Rhein hinweg.

Passend war der Ort für die 50-Jahr-Feier am ersten Julisonntag gewählt, die Reduit in Mainz-Kastel, an der Brücke zwischen Wiesbaden und Mainz. 300 Gäste saßen bei blauem Himmel im Hof der Reduit. Straßenzauberer Rudi, der Kinder- und Jugendzirkus Flambolino und die Wandermusiker unterhielten Jung und Alt. Hochrangige Gäste aus Kirche und Politik machten auf der Bühne ihre Aufwartung, dankten für die gute Zusammenarbeit und die herausragende Arbeit der Ehrenamtlichen. Anschaulich erzählte das Leitungsteam und ehemalige ehrenamtliche Mitarbeiter der Telefonseelsorge von ihrer wertvollen Arbeit. 

Die Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden ist eine ökumenische Einrichtung. Getragen wird der Verein von den evangelischen Dekanaten in Mainz und Wiesbaden, dem Bistum Mainz und dem Gesamtverband der katholischen Kirchengemeinden in Wiesbaden. Der Mainzer Dekan Andreas Klodt betonte die gute Zusammenarbeit, die gelinge, „weil die Sache so wichtig ist, dass alle an einem Strang ziehen“. Auch die Wiesbadener Dekanin Arami Neumann ist sicher, dass die Telefonseelsorge ein Vorreiter der ökumenischen Zusammenarbeit war und ist. David Hüser vom Bistum Mainz und Thomas Weinert von der Katholischen Stadtkirche Wiesbaden hoben beide die Aufgabe der Kirchen hervor, den Rahmen für ein niedrigschwelliges Seelsorgeangebot zu sichern. „Wir sehen, dass es eine hohe Nachfrage gibt und dass geholfen wird und zwar kompetent und rund um die Uhr“, darauf ist Thomas Weinert besonders stolz.

Das Leitungsteam ist mit Theologen beider Konfessionen besetzt. Dennoch, so betont Dr. Christopher Linden, Theologe und Diplom-Psychologe, ist die Arbeit der Telefonseelsorge weltanschaulich offen und bespricht Fragen und Sorgen unabhängig von der Konfession und Religion. Die Grundsätze haben sich seit der Gründung nicht verändert. Die Telefonseelsorge ist anonym, kompetent und verschwiegen, kostenfrei für die Anrufer, rund um die Uhr erreichbar und offen für alle Problembereiche und Fragen. 

Ihr größtes Gut, das wird auch in den Reden der Gratulanten deutlich, ist die große Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter. Eine von ihnen ist seit der Gründung vor 50 Jahren aktiv. Die stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN, Pfarrerin Ulrike Scherf, bedankte sich herzlich bei ihnen: „Es ist ein wichtiger Beitrag in schwierigen Zeiten und zeigt wie Kirche in und für Gesellschaft wirken kann.“ Der Wiesbadener OB Gert-Uwe Mende ging noch weiter: „Ehrenamt ist das, was Gesellschaft zusammenhält!“ Dem schloss sich der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf an und betonte zudem, wie wichtig „Niedrigschwelligkeit und Anonymität“ für die Seelsorge hier seien. Das achtsame Zuhören, hob Prof. Dr. Hildegard Wustmans, Dezernentin für Pastorale Dienste im Bistum Limburg, als wichtigste Botschaft hervor: „Du bist wichtig, wir hören dir zu, wir begleiten dich – ohne zu stigmatisieren!“. Gerade in den heutigen Krisenzeiten sei das wertvoll. Tatsächlich war die Nachfrage nach der Telefonseelsorge in den Coronajahren besonders hoch. Im letzten Jahr gab es knapp 12.000 Beratungsgespräche.

Um die Dienste 24 Stunden am Tag und in der Nacht zu besetzen, braucht es jederzeit über 80 Ehrenamtliche. Sie werden sorgfältig ausgewählt und ein Jahr lang ausgebildet, während ihres Einsatzes werden sie regelmäßig weitergebildet und durch Supervisionen begleitet. „Das war von Anfang an das Konzept“, erzählt Klaus Kappesser, Pfarrer i.R. und Psychologe, Gründungsmitglied der Telefonseelsorge. Hauptamtliche Theologen arbeiten in der Ausbildung und Begleitung der Ehrenamtlichen und als Berater in den zwei Anlaufstellen der Telefonseelsorge vor Ort. Am Telefon aber sitzen ehrenamtliche Telefonseelsorger. Wie werden sie auf ihre Arbeit vorbereitet? Zunächst wird geschaut, ob die zeitliche Verfügbarkeit gegeben ist. Können 12 Stunden im Monat eingebracht werden, sind Nachtdienste möglich, eine hohe Verbindlichkeit und die Verpflichtung auf zwei Jahre Ehrenamt sind Voraussetzung. In Gruppen von 12 bis 14 Leuten folgt dann eine einjährige intensive Ausbildung. „Das erste halbe Jahr geht es um Selbsterfahrung, da muss man an die eigenen dunklen Stellen“, sagt Kappesser, „damit man die nicht mit ins Seelsorgegespräch bringt.“ Danach werden Gespräche geübt, Techniken an die Hand gegeben. Wichtig ist, die eigene Aufgabe zu klären: ein Halteseil sein, Krisen aushalten, begleiten und helfen, Gedanken zu sortieren. Am Ende des Gesprächs ist aber auch klar, dass Problem und Sorge beim Gegenüber bleiben.

Klaus Kappesser hat in den vielen Jahren, die er in der Telefonseelsorge gearbeitet hat, Gespräche geführt, die ihm bis heute im Sinn blieben, die ihn nachhaltig berührt haben. Gespräche mit Menschen, die ihr Leben beenden wollten, die Menschen verloren haben, die inmitten von Familie und Freunden ganz einsam waren. Manchmal legt man auf, erzählt er, und weiß nicht, wie es ausgeht. Konnte ich helfen? Ein Erlebnis hat ihn deshalb besonders berührt. Nach einem langen Telefongespräch mit einer Frau, die nicht mehr leben wollte, hatte Kappesser angeboten, sie solle am nächsten Morgen in die Beratungsstelle vor Ort kommen. Sie kam nicht. Er wusste nicht, wie sie sich entschieden hatte. Zehn Jahre später folgte ein Anruf in der Telefonseelsorge. Die Anruferin bedankte sich für die Begleitung. Sie hatte sich damals für das Leben entschieden. 

Jeder braucht mal Hilfe! Telefonseelsorge – Anonym. Rund um die Uhr. Kostenfrei : 0800 1110111 und 0800 1110222. Hilfe gibt es auch per Mail und Chat. Infos unter www.telefonseelsorge.de.

Neugierig auf ein Ehrenamt bei der Telefonseelsorge? Schicken Sie eine Email an mitarbeit@telefonseelsorge-mz-wi.de für weitere Informationen. 

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