DachübernKopf
Das dritte Minihäuschen für Wohnungslose steht
© Andrea Wagenknecht
04.09.2023
aw
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Der 51-jährige Mini-Hausbewohner hat nach einer abgesessenen Haftstraße zunächst mehrere Monate auf der Straße gelebt. Über sein neues Zuhause auf Zeit freut er sich riesig: „Es ist ein Geschenk, jetzt wieder einen Rückzugsort zu haben und die Tür hinter sich zu machen zu können“, sagt er.
Derzeit ist der Gitarrist vor allem als Straßenmusiker in der City unterwegs. Über Auftrittsmöglichkeiten würde es sich freuen. „Das Häuschen ist auch ein Neuanfang für mich. Ich hoffe, er gelingt.“
Das Häuschen haben Mitarbeiter des Grünflächenamtes der Stadt Wiesbaden auf dem Gelände der Versöhnungsgemeinde kostenfrei aufgestellt.
In Wiesbaden stehen jetzt drei Ein-Raum-Schlafhäuschen: Auf dem Gelände der Lutherkirche und der Anglikanischen Kirche wurden die Häuschen bereits zum zweiten Mal bezogen, weil die jeweiligen Erstbewohner eine Wohnung oder einen Platz in einem Übergangswohnheim gefunden haben.
Geld für weitere Häuser ist da, allerdings sei man noch auf der Suche nach geeigneten Stellplätzen, erklärt die Wiesbadener Geschäftsfrau Bettina Weiler, die mit Matthias Röhrig, Leiter der Teestube des Diakonischen Werks Wiesbaden, das Projekt „DachübermKopf“ konzipiert und umgesetzt hat.
Die Minihäuschen sind ein Baustein um Menschen die auf der Straße Leben eine Brücke zu bauen, ihre Situation nachhaltig und dauerhaft zu verbessern. Sie sind keine dauerhafte Wohnstätte.
Das Konzept baut darauf auf, dass die Menschen weiterführende Hilfen wahrnehmen wie Übergangswohnheime, Sonderwohnformen, wie etwa das Containerdorf, und die Vermittlung einer Wohnung auf dem freien Markt.
Finanziert werden die Häuser aus Spenden. Sozialarbeiter:innen kümmern sich um die Bewohner der Minihäuschen, schauen nach, dass die Boxen nicht verwahrlosen, und sind Ansprechpartner für den jeweiligen Bewohner, aber auch die Mitglieder der Kirchengemeinden.
Finanziert werden die Sozialarbeiterstellen durch das „EhaP Plus“-Programm von Europäischer Union und Bundesarbeitsministerium.
Die Versöhnungsgemeinde, die mit Betina Weiler zusammen auch das jährliche Obdachlosenessen in ihren Gemeinderäumen ausrichtet, hat sich die Entscheidung für ein Minihäuschen auf ihrem Gelände dennoch nicht leichtgemacht: „Wir haben lange überlegt, ob wir das verantworten können und wollen“, sagt Pfarrerin Petra Hartmann. „Wir haben nicht die Kapazitäten hier Betreuungsarbeit zu leisten, aber das ist ja auch nicht nötig. Schlussendlich hat der Kirchenvorstand einstimmig beschlossen, diese gute Initiative zu unterstützen.“
Ausschlaggebend sei dabei auch gewesen, dass es bei den Häuschen an der Lutherkirche und der Anglikanischen Kirche bis jetzt keine Probleme gegeben habe. Ob sich die Kirchengemeinde und der neue Bewohner einander annähern, bleibt abzuwarten.
Die Suche nach geeigneten Plätzen für die Häuser ist schwierig. Da alle Bewohner an die Teestube angebunden sind, sollte der Standort nicht zu weit weg von der Innenstadt sein. Dennoch können man eben auch kein Häuschen auf dem Schlossplatz neben der Marktkirche aufstellen, so Matthias Röhrig.
Weiler und Röhrig hoffen, dass sich weitere Kirchengemeinden – egal welcher Konfession – entschließen, Stellplätze zur Verfügung zu stellen. Gespräche würden bereits laufen.
Spenden für die Holzhäuschen: Evangelische Versöhnungsgemeinde,
IBAN: DE 91 5105 0015 0129 1039 82, Verwendungszweck: DachübermKopf.
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