Pfarrerin Christiane Monz-Gehring geht in den Ruhestand
Copyright: Evangelische Kirchengemeinde Hochheim
20.08.2020
aw
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„Der Raum predigt immer mit“: Zitierfähige Sätze kommen von Pfarrerin Christiane Monz-Gehring wie an der Perlenschnur aufgereiht. Menschen und Räume spielen durchgängig eine besondere Rolle bei ihr, wenn sie die vergangene Zeit als Pfarrerin in Hochheim Revue passieren lässt.
Sie denkt zum Beispiel daran zurück, dass sie bei ihrer Bewerbung für die Pfarrstelle in Hochheim ihren ersten Kontakt mit einem Kirchenvorstandsmitglied im Café „Jenseits“ hatte – eines der Projekte dieser Gemeinde, das Gläubigen ein Forum zum Austausch bieten will.
Inkognito habe sie danach einen Gottesdienst ihres Amtsvorgängers Georg Pape in Hochheim besucht. Da konnte sie Bekanntschaft mit einem ungewöhnlichen Kirchenraum-Konzept schließen: keine festen Kirchenbänke, das Kreuz nicht zentral angebracht, sondern an der Seite, und ein verrückbarer Altar – gestaltet von der Hochheimer Künstlerin Claudia Poeschmann. Auch dass es keine Kanzel gibt, erfüllte ihre Vorstellungen von Verkündigung, die nicht von oben herab kommen sollte. Der Gottesdienst-Raum konnte so dem Anlass gemäß immer neu gestaltet werden. „Der Raum darf der Botschaft nicht widersprechen“, lautet Monz-Gehrings Credo. Deshalb rückte sie in Hochheim bei Taufen, Osternachtsfeiern oder kleinen Andachten im Stuhlkreis jeweils die sakralen wie die profanen Möbel an die wirkungsvollsten Stellen.
Dass in der Gemeinde großer Wert auf die Arbeit mit den Konfirmanden gelegt wurde, kam ihr sehr entgegen. Viele Fortbildungen hatte sie dazu bereits im religionspädagogischen Zentrum in Schönberg belegt, das Gelernte setzte sie bei der Arbeit mit den Konfirmanden um.
Als großen Segen habe sie empfunden, dass ihre katholischen Amtskollegen mit ihr gemeinsam die Frage stellten: „Was geht noch in der Ökumene?“. In Hochheim erwuchs daraus der ökumenische Sozialausschuss mit Projekten wie dem Mittagstisch, der Flüchtlingsberatung, dem Café Vielfalt oder dem Umsonstladen.
Dass sich Kultur in der Kirche hervorragend dazu eignet, den Blick auf theologische Themen zu weiten und den Kirchenraum für religionsferne Menschen zu öffnen, erfuhr sie in Hochheim im entsprechenden Arbeitskreis, der Theater, Konzerte, Lesungen und Ausstellungen organisiert.
Monz-Gehring machte sich die Hilfe am Menschen zur zentralen Aufgabe und setzte damit einen Schwerpunkt in ihrer theologischen Arbeit. Lange habe sie im Marburger Theologiestudium und anschließend im Vikariat in Bierstadt damit gehadert, den Pfarrerberuf zu ergreifen. Letztlich hat sie genau dort ihre Bestimmung gefunden. 35 Jahre arbeitet sie nun im Gemeindepfarramt und hat zuvor Stationen in Nordenstadt und Mombach erlebt. Ihr seien immer Menschen begegnet, die Dinge in ihr gesehen haben, die sie erst selbst bei sich entdecken musste, sagt sie. Der Beruf habe große Möglichkeiten eröffnet, sich persönlich weiter zu entwickeln.
„Ich bin bis oben hin voll mit Dankbarkeit“, resümiert sie und denkt schon mit Wehmut an ihren Abschied Ende August. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie in Babenhausen bereits ein neues Domizil gefunden. So wie es ihrem Wesen entspreche, will sie erst einmal intensiv in sich hineinhorchen, um herauszufinden, was für sie im neuen Lebensabschnitt des Ruhestandes das Richtige sei.
Nach Hochheim werde sie wöchentlich zurückkommen, weil ihre Mutter im EVIM-Seniorenzentrum lebt. Und dann sind auch noch die vielen Freundschaften, die sie in der Weinstadt geschlossen habe und weiter pflegen möchte.
Verabschiedung:
In der katholischen Kirche St. Peter und Paul wird Pfarrerin Christiane Monz-Gehring am Sonntag, 30. August, um 11 Uhr ihren Abschiedsgottesdienst feiern. Dieser wird von Probst Klaus Volker Schütz aus Rheinhessen begleitet. Es sind nur 70 Besucher zugelassen. Im Hof der benachbarten Zehntscheune wird der Gottesdienst übertragen. Hierfür sind ebenfalls Reservierungen erforderlich. Telefonischen Anmeldung: 06146 23 50 im Gemeindebüro: Di, Mi, Fr von 9 bis 12 Uhr, Do von 16 bis 18 Uhr.
Text: Ulrich von Mengden
Quelle: Wiesbadener Kurier 20. August 2020
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