Ruhestand
Pfarrerin Ulrike Conrad geht in den Ruhestand
© Andrea Wagenknecht
17.10.2022
aw
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Die Theologin schaut auf ein reiches Berufsleben zurück. Als Pfarrerin habe sie eigentlich fast alles gerne gemacht, erzählt Conrad: „Mir hat die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Freude bereitet, die Begegnungen mit älteren Menschen und ich habe gerne Gottesdienste gestaltet.“ Auch die intensiven Trauergespräche vor Beerdigungen fand sie bereichernd, weil man Menschen da oft sehr nahekomme.
Conrad ist auf dem Gräselberg in Biebrich aufgewachsen. Als ein „Kind“ der evangelischen Lukasgemeinde ist sie mit Kindergottesdiensten, Jugendarbeit, Zeltlagern, Ausflügen und vielem mehr aufgewachsen. „Die Gemeinschaft, die ich damals in der Lukasgemeinde erlebt habe, das hat mich sehr geprägt.“
Sie studiert nach dem Abitur evangelische Theologie in Neuendettelsau, Tübingen und Heidelberg und zieht mit ihrem Mann zunächst in die Nähe von Köln. Ihr Vikariat und die ersten Jahre als Pfarrerin absolviert sie im Rheinland, wo auch ihre beiden Kinder aufwachsen. Erst im Jahr 2006 kehrt sie mit ihrer Familie zurück in die hessische Landeshauptstadt.
An Klarenthal schätzt Ulrike Conrad die große Vielfalt im Stadtteil, die gut funktionierende Ökumene, die enge Verzahnung mit der Kommune und die gute Zusammenarbeit mit Vereinen und örtlichen Institutionen. Wie schnell sich Gesellschaft wandelt und Ortsteile verändern, hat sie in Klarenthal hautnah mitbekommen.
Als sie anfing, gab es Konfirmandenjahrgänge mit 20 Jugendlichen, heute ist die Zahl meistens einstellig.
Um der kulturellen und religiösen Vielfalt Rechnung zu tragen, hat sie vor drei Jahren mit der katholischen Gemeindeleitung und einem Wiesbadener Imam einen interkonfessionellen Einschulungsgottesdienst ins Leben gerufen. Für Conrad ist klar: „Neue Wege gehen, ausprobieren, offen sein – ich denke, dass ist die wesentliche Aufgabe für die künftige Generation.“
Einer der schönsten Gottesdienste im Jahr ist für die Pfarrerin das Tischabendmahl an Gründonnerstag: „Diese Gemeinschaft, dir wir da erleben – zusammensitzen, gemeinsam Essen, Abendmahl feiern – das ist für mich Kirche.“ Das wünscht sie sich für ihre Gemeinde in Klarenthal auch für die Zukunft. „Ich hoffe, dass es gelingt, hier weiterhin Gemeinschaft zu leben.“ Denn den Nächsten – egal wer das ist und woher er kommt – nicht aus dem Blick zu verlieren, das sei für sie der Kern des Glaubens.
Auf die Kirchengemeinde kommen viele Veränderungen zu: Der Mitgliederrückgang auch in der evangelischen Kirche wird Zusammenschlüsse in den Regionen erfordern. Seit mehr als einem Jahr treffen sich die Klarenthaler Protestanten mit evangelischen Nachbargemeinden, um auszuloten, wie eine Kooperation aussehen kann.
Mitten in dieser Umbruchphase zu gehen, fällt Ulrike Conrad nicht leicht. „Natürlich denkt man, da will man die Gemeinde jetzt nicht alleine lassen.“ Aber sie müsse auch das Loslassen lernen. Konkrete Pläne hat sie für ihren Ruhestand noch nicht. „Ich habe ein paar Ideen, was ich machen möchte und freue mich, abwarten zu dürfen. Das Gefühl, erst mal nichts mehr zu ‚müssen‘ – das ist wunderbar.“
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