Autobahnkirche
Eine Taufe an der A3
© Andrea Wagenknecht
18.02.2022
aw
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Auf den ersten Blick ist es ein ungewöhnlicher Ort für eine Taufe: Die Autobahnraststätte Medenbach ist am Abend vollgestellt mit LKWs, die Fahrer aus ganz Europa verbringen hier ihre Nacht.
Im Innern der Autobahnkirche hört man allerdings nichts von der A3, das schäbige Raststätten-Gefühl ist weit weg. Der kleine rund 80 Quadratmeter große Kirchenraum strahlt durch seine Höhe Ruhe aus. Architektonisch ist die Idee, mit der Kirche eine Oase der Ruhe und Besinnlichkeit zu schaffen, sehr gelungen. Selbst am Abend, wenn kein Licht durch die blauen Fenster fällt, ist der Kirchenraum ein Ort, an dem man inne hält.
Das spüren auch die Jugendlichen, die andächtig in den Bänken sitzen. Die Auringer und Medenbacher Pfarrerin Bea Ackermann steht vor dem Taufbecken. Bevor Lara getauft wird, gibt es ein Tauferinnerungsritual für die anderen Konfis. „Die Taufe ist die Liebeserklärung Gottes an uns“, sagt Pfarrerin Ackermann.
Die Jugendlichen haben Worte aufgeschrieben, die sie von Gott zur Tauferinnerung gerne hören würden. Pfarrerin Ackermann spricht den Jungen und Mädchen diese Sätze zu. Der Moment ist bewegend: „Du bist genauso wie ich dich erschaffen habe“, sagt Ackermann einem der Konfirmanden. Woanders ist die Rede von Stolz, von großer Liebe und immer wieder fallen die Worte: „Du bist gut - so wie du bist.“
Den Gottesdienst feiern die Jugendlichen als Teil der Konfirmandenfreizeit, die coronabedingt ohne Übernachtung, aber mit viel Programm in der Medenbacher Pfarrscheune stattfand. Mit Fackeln sind die Jugendlichen mit ihrer Pfarrerin und den Teamern nach dem Abendessen über einen Wirtschaftsweg von hinten zur Autobahnraststätte gewandert.
Zum Taufgottesdienst sind auch Laras Eltern gekommen. Groß gefeiert wird nach der Taufe allerdings nicht, denn im Mai ist ja noch die Konfirmation. Nach dem Gottesdienst gibt’s noch heißen Apfelsaft, Sekt und Häppchen im Außenraum der Kirche.
Zur Taufe haben sich Lara und ihre Eltern spontan entschieden. Dass die Autobahnkirche als Ort ausgewählt wurde, freut die Eltern. „Das ist doch was sehr Besonderes hier“, sagt Mutter Saskia Renneißen.
Die Idee dazu hatte die Küsterin und Konfi-Teamerin Bettina Göbel: „Wir hatten erst eine Taufe hier in der Autobahnkirche, dabei ist diese kleine Kirche ein wunderbarer Ort, den man hier gar nicht erwartet.“
Hintergrund:
Die Autobahnkirche Medenbach, gestiftet von Alfred Weigle, wurde im März 2001 als erste Autobahnkirche in Hessen eingeweiht. Sie befindet sich auf dem Gelände der Autobahnraststätte Medenbach-West, an der A3 Köln-Frankfurt, zwischen der Ausfahrt Niedernhausen und dem Wiesbadener Kreuz. Sie Tag und Nacht durchgehend geöffnet. In einem ausgelegten Buch können Gedanken, Bitten und Wünsche eingetragen werden. Einmal im Monat findet in der Regel eine Andacht statt. Die Kirche wird von einem Küsterteam rund um Dominik Groß und Bettina Göbel betreut, täglich schaut hier einer nach dem Rechten, füllt die Kerzen auf und räumt auf.
Mehr Informationen: http://www.autobahnkirche-medenbach.de/
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