Kirchenmusik
„Raus aus dem engstirnigen Denken“
© Andrea Wagenknecht
11.04.2025
aw
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Im vergangenen Jahr hat Klaus Heizmann seine Biografie „Mein Leben in Dur und Moll“ veröffentlicht. Bis heute spielt er in evangelischen Kirchengemeinden in Wiesbadener Westen Orgel.
In Ihrem Buch beschreiben Sie eindrücklich, wie schwierig es war, in der Kirchenmusikszene anerkannt zu werden, wenn man moderne geistliche Musik macht.
Ja und diese Geringschätzung ist ein typisch deutsches Phänomen, denn natürlich reicht das musikalische Spektrum auch in der Kirchenmusik von der Klassik bis zur populären Musik. Im Ausland ist das völlig selbstverständlich, da wurde immer schon mehr experimentiert. Nur in den deutschen Kirchen bediente man jahrzehntelang nur eine Musikrichtung und alles, was modern war, wurde abgetan. Das hat sich zum Glück verändert. Gottesdienste mit Schlagzeug, Klavier oder Saxofon zu begleiten, war früher undenkbar und heute durchaus üblich. Mir war es wichtig, keine zu abstrakte und verkopfte Musik zu machen. Ich wollte, dass die Menschen und vor allem die Jugend meine Musik verstehen.
Sie komponieren bis heute?
Ich sitze jeden Tag am Keyboard. Fürs Komponieren braucht man Disziplin und vor allem Stille, um einen Rhythmus oder eine Melodie im Kopf zu hören. Erst benötige ich einen Text, den spreche ich mir immer wieder vor und plötzlich fällt mir dazu eine Melodie ein. Erst dann setze ich mich ans Keyboard, spiele die Melodie und schreibe sie auf. Mein Schwerpunkt ist die geistliche Musik – aus ihr schöpfe ich bis heute Kraft. Meine Musik beziehen Kirchengemeinden aus ganz Deutschland.
Nur in Wiesbaden werden Sie wenig gespielt?
Das stimmt. „Der Prophet im eigenen Land gilt nichts“ – so heißt es ja schon in der Bibel. Ich würde mir unabhängig von meinem Werk wünschen, dass sich Kirchengemeinden musikalisch breit aufstellen, dass sie auch die Jugendlichen, die mit Band unterwegs sind, unterstützen und deren Musik nicht abtun. Raus aus diesem engstirnigen Denken – jeder hat einen individuellen Musikgeschmack und in einer Kirchengemeinde kommen viele Geschmacksrichtungen zusammen.
Interview: Andrea Wagenknecht
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