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Interview

Schausteller klagen über Personalnot und hohe Kosten

© Beutler-LotzSchaustellerpfarrerin Christine Beutler-Lotz.

Hafenfest, Kirmes oder Weihnachtsmarkt – dazu gehört immer eine kleine mobile Stadt aus Wohn- und Geschäftswagen. Christine Beutler-Lotz ist Schaustellerpfarrerin und begleitet die Menschen, die Feste und Jahrmärkte aufbauen und durchführen. Vor einigen Wochen hat sie einen Gottesdienst auf dem Hafenfest in Schierstein gefeiert. Wir trafen sie zum Interview:


Frau Pfarrerin Beutler-Lotz, nach mehr als zwei Jahren Pandemie - wie nehmen Sie die Stimmung unter den Schaustellern wahr?

Christine Beutler-Lotz: Die Schausteller freuen sich riesig wieder auf den Festen unterwegs zu sein. Die vergangenen Jahre waren für die Menschen eine Katastrophe, nicht nur finanziell, auch menschlich. Die Schausteller mussten in ihren Winterquartieren bleiben. Viele wohnen mit ihrem Unternehmen in Industriegebieten. Das war für viele trostlos und extrem schwierig.
Das Leben von Schaustellern ist das Unterwegssein. Für eine gewisse Zeit während des Festes bilden sie eine Gemeinschaft, hinzu kommt der Kontakt zu den Besucherinnen und Besuchern – alles fiel weg.

Leider bahnt sich mit dem massiven Personalmangel, der Inflation und den steigenden Nebenkosten aktuell eine weitere schwierige Situation an.


Was heißt das konkret?


Christine Beutler-Lotz:
Hohe Energiekosten lassen die Transportkosten steigen, die Warenbeschaffung ist wegen Lieferengpässen schwierig und die Standmieten sind oft nicht billig. Gleichzeitig wollen Schausteller faire und familienfreundliche Preise anbieten. Viele machen da regelrecht einen Spagat. Das sind eben nicht nur Geschäftsleute. Sie freuen sich einfach über glückliche Kinderaugen und Menschen in Feierlaune. Das macht diesen Beruf aus, da will keiner die Stimmung verderben.
Das größte Problem ist aber der Personalmangel, damit haben ja auch andere Branchen zu kämpfen. Ich habe bereits erlebt, dass es Lücken auf dem Festgelände gab. Menschen können ihren Stand nicht betreiben, weil sie kein Personal haben. Das ist dramatisch.


Sie haben auf dem Schiersteiner Hafenfest unter anderen einen Gottesdienst gefeiert. Was gehört sonst zu Ihren Aufgaben?

Christine Beutler-Lotz: Das ist ganz vielfältig: Gottesdienste auf dem Autoscooter, Taufen im Zelt oder Beerdigungen am Wohnsitz. Die meiste Zeit bin ich aber auf den Festen unterwegs: Das sind häufig zehn, elf Stunden am Tag, ich gehe von Stand zu Stand, spreche mit den Menschen, höre ihre Nöte und Sorgen - aber auch ihre Freuden. Gottesdienste auf Festen sind immer was Besonderes: Bei mir steht der Spaß im Vordergrund. Gott loben hat auch was mit Lebensfreude zu tun, jeder und jede kann teilnehmen. Ich möchte den Gottesdienstbesuchern auch ein bisschen Einblick geben in die Situation der Schausteller.

Interview: Andrea Wagenknecht

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