Zum 1. Januar 2026 wird die Theologin Landespolizeipfarrerin für Hessen. Auf die neue Aufgabe freut sie sich: „Als ich die Ausschreibung gelesen habe, passte das einfach für mich“, so Stephan. Für die Tätigkeit bringt sie viel Erfahrung mit, sie ist Notfallseelsorgerin und hat außerdem eine Zusatzausbildung in systemischer Seelsorge und Beratung.
Im Evangelischen Dekanat Wiesbaden ist sie Präventionsbeauftragte und Mitglied des Notfallteams Kindeswohlgefährdung. Seit Jahrzehnten engagiert sie sich für Gewaltprävention und Kinderschutz – weit über Wiesbaden hinaus. So fand bereits im Jahr 2010 eine erste hessische Kinderschutzkonferenz im Stadtjugendpfarramt Wiesbaden statt, eine weitere folgte.
Besonders fehlen, so Stephan, werde ihr das jährliche Zeltlager der Konfirmandinnen und Konfirmanden, das sogenannte Konfi-Camp: „Das ist immer eine unglaublich intensive Zeit weit weg vom Schreibtisch – mit den vielen ehrenamtlichen Jugendlichen, mit den Konfis und Pfarrkolleginnen und -kollegen und mit dem ganzen Team.“
Lebens- und Glaubensfragen miteinander zu verbinden, war und ist für Astrid Stephan ein Herzensanliegen: Ob Konfi-Camp, Taizé-Fahrten oder Osternacht in der Jugendkirche – wichtig war ihr stets, Jugendarbeit nicht für, sondern mit Jugendlichen zu gestalten. „Im besten Fall entwickeln Jugendliche ihre eigenen Projektideen und werden dabei vom hauptberuflichen Team unterstützt“, sagt sie.
Wie prägend kirchliche Jugendarbeit sein kann, hat die Pfarrerin selbst erfahren: Im Stadtjugendpfarramt war die gebürtige Wiesbadenerin bereits als Jugendliche engagiert. Nach dem Abitur studierte sie Evangelische Theologie in Marburg und absolvierte ihr Vikariat in Bad Nauheim und wurde schließlich 1999 als Mitarbeiterin der Arbeitsstelle für den Kirchentag in Frankfurt ordiniert. Acht Jahre war sie Gemeindepfarrerin in Lauterbach im Vogelsberg bevor sie 2009 als Stadtjugendpfarrerin nach Wiesbaden zurückkehrte. Damals war sie landeskirchenweit die erste Frau auf dieser Stelle.
Unter ihrer Leitung wurde die Evangelische Jugendkirche gegründet. Gemeinsam mit ihrem Team führte sie die Konfi-Camps mit jährlich mehreren hundert Jugendlichen erfolgreich fort, unterstützte Ehrenamtliche bei der Gestaltung zweier audiovisueller Raver-Nächte in der Jugendkirche, ging mit Konfis ins Museum, entwickelte mit angehenden Veranstaltungstechnikern Lichtskulpturenausstellungen in der Jugendkirche, initiierte die ökumenische Nacht der Lichter und setzte zahlreiche weitere Akzente, etwa interreligiöse Projekte oder eine Begegnungsreise in die Partnerkirche nach Indien.
„Jugendarbeit ist immer ein Erprobungsraum. Sie muss am Puls der Zeit sein – und sie braucht den Mut, Neues auszuprobieren“, sagt Stephan. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass das Stadtjugendpfarramt ein offener, verlässlicher Ort für Jugendliche bleibt, in dem sie sich willkommen und zu Hause fühlen können. Und sie hofft, dass bei allen derzeitigen Umstrukturierungen die Jugendlichen ernsthaft mitreden dürfen: „Es gilt auch hier: nicht über Jugendliche sprechen, sondern mit ihnen. Sie sind die Expert:innen ihres Lebens.“
Astrid Stephan wird verabschiedet am Samstag, 24. Januar, 17 Uhr, in einem Gottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche (Am Kupferberg 2, 65187 Wiesbaden). Gleichzeitig wird der neue Dekanatsjugendreferent Max Klug eingeführt. Die anschließende Party ist um 18 Uhr im benachbarten Stadtjugendpfarramt (Fritz-Kalle-Straße 38-40).